Der Bl�de Spr�che Workshop von Thomas Weber

1. Der Ochse hat ein Brett vorm Kopf

2. Wenn das schwarze Schaf nach seinem Vater schl�gt

3. Kein Geistlicher nimmt jemand ins Gebet

4. Warum ein Pechvogel Pechvogel hei�t

5. Wenn einer das Schwein hat

6. Wer sich einen Ast lacht

7. Wer stets der Vogel abschie�t

8. Wenn einer durch die Blume spricht



Teil 3 - Kein Geistlicher nimmt jemand ins Gebet

Hat einer etwas ausgefressen, passiert es, da� ein anderer kommt, um ihn ins Gebet zu nehmen, ihm ins Gewissen zu reden, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Da f�llt einem gleich noch ein scheinbar �hnlicher Spruch ein, in dem die Rede davon ist: Jemand wird abgekanzelt.
Da hatten doch viele Geistliche fr�her die Eigenart, ganz pers�nliche Ermahnungen, die sie einem einzelnen zu erteilen sich gen�tigt sahen, in ihre Sonntagspredigt eizubauen. F�r die Betroffenen war das nat�rlich sehr peinlich. Noch heute sagt man, wenn jemand eine �ffendliche Abfuhr erf�hret, er werde abgekanzelt. Jemand wird ins Gebet genommen scheint nur mit dem Abkanzeln verwandt zu sein. Man glaubte n�mlich lange Zeit irrt�mlich, da� das mit Beten etwas zu tun habe. Ins Gebet nehmen, sollte aber eigendlich ins Gebett nehmen hei�en, ins Gebi�. Wer ins Gebi� genommen ist, kann nicht mehr ausweichen. Der Ausdruck meint also etwas �hnliches wie Jemand an die Kandare legen.
Kandare kommt aus dem Ungarischen, von kant�r, was Zaum bedeutet, das ist also die Eisenstange, die zwischen das Gebi� geklemmt wird, mit der ein Pferd geknebelt wird. Im �bertragenen Sinne: jemand z�geln, strenker f�hren, so hat es zu ersten Mal Gerhard Hauptmann im "Biberpelz" vom Gastwirt Fiebig sagen lassen: "Dem woll'n wir mal bi�chen Kandare anlegen!" Eine �hnliche Bedeutung hat auch das merkw�rdige Wort, man wolle jemandem auf Dach steigen, wenn man ihn zurechtweisen, ihm ein Standpauke halten, ihn bestrafen will.
Das ist �brigens eine der �ltesten deutschen Redesarten, die auf fr�he germanische Zeit zur�ckgeht. Damals gab es einen seltsamen Brauch. Hatte jemand gegen die Rechtsordnung versto�en, so wurde damit das Dach - sonstheilig wie das ganze Haus, f�r das es symbolisch stand - seines Tabus beraubt, durfte also verletzt werde. Man stieg hinauf und deckte es - Ziegel f�r Ziegel - ab! Das geschah �brigens auch M�nnern, die sich ihrer Stellung als Oberhaupt der Familie von der Frau entrei�en lie�en, die man heute Pantoffelhelden nennen w�rde.
Pantoffelhelden sind M�nner die - wie der Volksmund sagt - unter dem Pantoffel stehen. Fr�her gald die Regel da� der Mann der Herr im Hause ist, da� die Frau dem Manne untertan zu sein hat. Als Symbol dieser Unterordnung �berreichte die Braut ihrem Manne am Tage ihrer Verm�hlung ein Paar Schuhe. Aber es konnte in der Praxis dann eben doch geschehen, da� diese Ordnung umgest�lbt wurde. Und dann stand eben der Mann unterm Schuh, unter dem Pantoffen. Dann war die Frau dem Manne gewisserma�en ins Gehege gekommen.
"Er kommt mir ins Gehege", sagen wir, wenn uns einer in die Quere kommt, uns in einem Gebiet st�rt, das wir als das unsere empfinden. Ein umhegtes Gebiet n�mlich ist eins, das umz�unt ist, was ja jedermann deutlich machen soll, da� Unbefugten der Eintritt verwehrt ist. J�ger zum Beispiel, die das Wild hegen und pflegen, z�unen das daf�r vorgesehene Waldst�ck ein, machen aus ihm ein Gehege. Und in das hat nat�rlich niemand einzudringen. Wagt es doch jemand, so mu� er sich dann nicht wundern, wenn ihm der J�ger oder wem er sonst ins Gehege kam, nicht gr�n ist, also nicht hold, nicht wohlgesonnen.
In Bayern war es fr�her Brauch, Menschen die man liebte oder verehrte, im Fr�hjahr einen Strau� Maiengr�n an die Haut�r zu stecken. Es versteht sich von selbst, da� man den Leuten, denen man weniger zugetan war, diese freudige �berraschung nicht bescherte; man war ihnen eben nicht gr�n.
�briges war es in fast allen deutschen Landen �blich, jemanden, der ein Grundst�ck erwarb eine Grasscholle zu �berreichen, in die ein gr�ner Zweig gesteckt war. Daher r�hrt unsere Redensart, jemanden, der es "zu nichts" bringt, komme auf keinen gr�nen Zweig.
Ja, die Farbe gr�n steht symbolisch f�r Wachstum und Gedeihen (im Verkehr f�r freihe Fahrt! [...und in der Politik f�r Chaos... der Borbarad]), ist belebend, wohltuend. Sie wurde auch zur Farbe herzlicher Gef�hle. Und so meint man, wenn man sagt: Komm an meine gr�ne Seite! der also Angesprochene m�ge auf die Herzensseite kommen. Bezeichnenderweise allerdings gibt es viel mehr Spr�che, die negative Gef�hle anderen gegen�ber ausdr�cken. Ein Prahlhans zum Beispiel, der sich anderen gegen�ber �berlegen d�nkt, sagt leicht: Den stecke ich doch zehnmal in den Sack!
Dieses Bild stammt aus einem Schabernack, den der Sieger in Mittelalterlichen Wettspielen dem Besiegten spielen durfte. Nach einem Wettkampf steckte er in einem Sack. Aber wie gesagt, das war nur Spa� als eine Beleidigung. Ernst aber meint es bestimmt, wer einem androht: Dir werde ich schon bald das Handwerk legen!
Auch diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter. Damals sorgten m�chtige Z�nfte (eine Zunft war eine strenge Handwerksinnung) daf�r, da� das Handwerk nur unter strenger Beachtung strikter Regeln ausge�bt wurde. Verstie� ein Meister gegen diese Vorschriften, so wurde er zeitweise oder sogar lebenslang vom Beruf ausgeschlossen. Man zwang ihn also, seine Handwerksarbeit niederzulegen; man legt ihm das Handwerk. Im �bertragenen Sinne h�tte man dann auch sage k�nnen: Man setzt ihm den Stuhl vor die T�r.
W�rtlich aber war das im Mittelalter so gemeint: Man �bernahm den Besitz eines Hauses (das Wort Besitz ist ja mit dem Wort sitzen verwandt!), indem man zun�chst einmal einen Stuhl in den Raum stellte. Ebenso wie dadurch Besitz ergriffen wurde, gab man in dem Augenblick symbolisch seinen Besitz auf, wenn man seinen Stuhl vor die Haust�r stellte. Wem man also dem Stuhl vor die T�r setzt, dem nimmt man seinen Besitz. Es kann nat�rlich sein, da� man damit einen Streit von Zaum bricht.
Heute benutzen wir diese Wendung wenn wir ausdr�cken wollen, da� hier ein Streit unverhofft und unberechtigt mutwillig entfessels wird. Das spielt auf eine d�stere Erfahrung an, die dereinst Leute machen konnten, die auf dunkelen Wegen Wegelagerern, Landstreicher begegneten. Wollten diese n�mlich �berfallen, brachen sie oft eine Latte aus einem Holzzaun und schlugen mit ihr auf ihr Opfer ein. Ein heute meist ganz harmlos gemeinter Spruch ist diesem Bild vom bedrohlichen Vagabunden verwandt, der vom Wink mit dem Zaunpfahl. Davon reden wir heute wenn einer eine plumpe Anspielung macht.
Es kam damals ja wohl auch vor, da� so ein Landstreicher, bereits mit der Latte drohend, um eine milde Gabe bettelte. Er gab unmi�verst�ndlich zu verstehen: Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt!

Erdacht von Karin M�nkemeyer, zur NoCover gebracht von Borbarad alias Thomas Weber