1. Der Ochse hat ein Brett vorm Kopf
2. Wenn das schwarze Schaf nach seinem Vater schl�gt
3. Kein Geistlicher nimmt jemand ins Gebet
4. Warum ein Pechvogel Pechvogel hei�t
5. Wenn einer das Schwein hat
6. Wer sich einen Ast lacht
7. Wer stets der Vogel abschie�t
8. Wenn einer durch die Blume spricht
Hat einer etwas ausgefressen, passiert es, da� ein anderer kommt, um ihn
ins Gebet zu nehmen, ihm ins Gewissen zu reden, ihn zur Rechenschaft zu
ziehen. Da f�llt einem gleich noch ein scheinbar �hnlicher Spruch ein, in
dem die Rede davon ist: Jemand wird abgekanzelt.
Da hatten doch viele Geistliche fr�her die Eigenart, ganz pers�nliche
Ermahnungen, die sie einem einzelnen zu erteilen sich gen�tigt sahen, in
ihre Sonntagspredigt eizubauen. F�r die Betroffenen war das nat�rlich sehr
peinlich. Noch heute sagt man, wenn jemand eine �ffendliche Abfuhr
erf�hret, er werde abgekanzelt. Jemand wird ins Gebet genommen scheint nur
mit dem Abkanzeln verwandt zu sein. Man glaubte n�mlich lange Zeit
irrt�mlich, da� das mit Beten etwas zu tun habe. Ins Gebet nehmen, sollte
aber eigendlich ins Gebett nehmen hei�en, ins Gebi�. Wer ins Gebi� genommen
ist, kann nicht mehr ausweichen. Der Ausdruck meint also etwas �hnliches
wie Jemand an die Kandare legen.
Kandare kommt aus dem Ungarischen, von kant�r, was Zaum bedeutet, das ist
also die Eisenstange, die zwischen das Gebi� geklemmt wird, mit der ein
Pferd geknebelt wird. Im �bertragenen Sinne: jemand z�geln, strenker
f�hren, so hat es zu ersten Mal Gerhard Hauptmann im "Biberpelz" vom
Gastwirt Fiebig sagen lassen: "Dem woll'n wir mal bi�chen Kandare anlegen!"
Eine �hnliche Bedeutung hat auch das merkw�rdige Wort, man wolle jemandem
auf Dach steigen, wenn man ihn zurechtweisen, ihm ein Standpauke halten,
ihn bestrafen will.
Das ist �brigens eine der �ltesten deutschen Redesarten, die auf fr�he
germanische Zeit zur�ckgeht. Damals gab es einen seltsamen Brauch. Hatte
jemand gegen die Rechtsordnung versto�en, so wurde damit das Dach -
sonstheilig wie das ganze Haus, f�r das es symbolisch stand - seines Tabus
beraubt, durfte also verletzt werde. Man stieg hinauf und deckte es -
Ziegel f�r Ziegel - ab! Das geschah �brigens auch M�nnern, die sich ihrer
Stellung als Oberhaupt der Familie von der Frau entrei�en lie�en, die man
heute Pantoffelhelden nennen w�rde.
Pantoffelhelden sind M�nner die - wie der Volksmund sagt - unter dem
Pantoffel stehen. Fr�her gald die Regel da� der Mann der Herr im Hause ist,
da� die Frau dem Manne untertan zu sein hat. Als Symbol dieser Unterordnung
�berreichte die Braut ihrem Manne am Tage ihrer Verm�hlung ein Paar Schuhe.
Aber es konnte in der Praxis dann eben doch geschehen, da� diese Ordnung
umgest�lbt wurde. Und dann stand eben der Mann unterm Schuh, unter dem
Pantoffen. Dann war die Frau dem Manne gewisserma�en ins Gehege
gekommen.
"Er kommt mir ins Gehege", sagen wir, wenn uns einer in die Quere kommt,
uns in einem Gebiet st�rt, das wir als das unsere empfinden. Ein umhegtes
Gebiet n�mlich ist eins, das umz�unt ist, was ja jedermann deutlich machen
soll, da� Unbefugten der Eintritt verwehrt ist. J�ger zum Beispiel, die das
Wild hegen und pflegen, z�unen das daf�r vorgesehene Waldst�ck ein, machen
aus ihm ein Gehege. Und in das hat nat�rlich niemand einzudringen. Wagt es
doch jemand, so mu� er sich dann nicht wundern, wenn ihm der J�ger oder wem
er sonst ins Gehege kam, nicht gr�n ist, also nicht hold, nicht
wohlgesonnen.
In Bayern war es fr�her Brauch, Menschen die man liebte oder verehrte, im
Fr�hjahr einen Strau� Maiengr�n an die Haut�r zu stecken. Es versteht sich
von selbst, da� man den Leuten, denen man weniger zugetan war, diese
freudige �berraschung nicht bescherte; man war ihnen eben nicht gr�n.
�briges war es in fast allen deutschen Landen �blich, jemanden, der ein
Grundst�ck erwarb eine Grasscholle zu �berreichen, in die ein gr�ner Zweig
gesteckt war. Daher r�hrt unsere Redensart, jemanden, der es "zu nichts"
bringt, komme auf keinen gr�nen Zweig.
Ja, die Farbe gr�n steht symbolisch
f�r Wachstum und Gedeihen (im Verkehr f�r freihe Fahrt! [...und in der
Politik f�r Chaos... der Borbarad]), ist belebend,
wohltuend. Sie wurde auch zur Farbe herzlicher Gef�hle. Und so meint man,
wenn man sagt: Komm an meine gr�ne Seite! der also Angesprochene m�ge auf
die Herzensseite kommen. Bezeichnenderweise allerdings gibt es viel mehr
Spr�che, die negative Gef�hle anderen gegen�ber ausdr�cken. Ein Prahlhans
zum Beispiel, der sich anderen gegen�ber �berlegen d�nkt, sagt leicht: Den
stecke ich doch zehnmal in den Sack!
Dieses Bild stammt aus einem Schabernack, den der Sieger in
Mittelalterlichen Wettspielen dem Besiegten spielen durfte. Nach einem
Wettkampf steckte er in einem Sack. Aber wie gesagt, das war nur Spa� als
eine Beleidigung. Ernst aber meint es bestimmt, wer einem androht: Dir
werde ich schon bald das Handwerk legen!
Auch diese Redewendung stammt aus dem Mittelalter. Damals sorgten m�chtige
Z�nfte (eine Zunft war eine strenge Handwerksinnung) daf�r, da� das
Handwerk nur unter strenger Beachtung strikter Regeln ausge�bt wurde.
Verstie� ein Meister gegen diese Vorschriften, so wurde er zeitweise oder
sogar lebenslang vom Beruf ausgeschlossen. Man zwang ihn also, seine
Handwerksarbeit niederzulegen; man legt ihm das Handwerk. Im �bertragenen
Sinne h�tte man dann auch sage k�nnen: Man setzt ihm den Stuhl vor die
T�r.
W�rtlich aber war das im Mittelalter so gemeint: Man �bernahm den Besitz
eines Hauses (das Wort Besitz ist ja mit dem Wort sitzen verwandt!), indem
man zun�chst einmal einen Stuhl in den Raum stellte. Ebenso wie dadurch
Besitz ergriffen wurde, gab man in dem Augenblick symbolisch seinen Besitz
auf, wenn man seinen Stuhl vor die Haust�r stellte. Wem man also dem Stuhl
vor die T�r setzt, dem nimmt man seinen Besitz. Es kann nat�rlich sein, da�
man damit einen Streit von Zaum bricht.
Heute benutzen wir diese Wendung wenn wir ausdr�cken wollen, da� hier ein
Streit unverhofft und unberechtigt mutwillig entfessels wird. Das spielt
auf eine d�stere Erfahrung an, die dereinst Leute machen konnten, die auf
dunkelen Wegen Wegelagerern, Landstreicher begegneten. Wollten diese
n�mlich �berfallen, brachen sie oft eine Latte aus einem Holzzaun und
schlugen mit ihr auf ihr Opfer ein. Ein heute meist ganz harmlos gemeinter
Spruch ist diesem Bild vom bedrohlichen Vagabunden verwandt, der vom Wink
mit dem Zaunpfahl. Davon reden wir heute wenn einer eine plumpe Anspielung
macht.
Es kam damals ja wohl auch vor, da� so ein Landstreicher, bereits mit der
Latte drohend, um eine milde Gabe bettelte. Er gab unmi�verst�ndlich zu
verstehen: Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt!
Erdacht von Karin M�nkemeyer, zur NoCover gebracht von Borbarad alias Thomas Weber